Freitag, 4. November 2016

Lerntheorien



Strömungen der Lerntheorien


In diesem Blogbeitrag geht es vor allem um die verschiedenen Strömungen der Lerntheorien. Dabei werde ich auf die Positionen des Behaviorismus, des Kognitivismus, des Konstruktivismus und des Konnektivismus eingehen.

Behaviorismus











Der Behaviorismus von John B. Watson hat seine Ursprünge in den 1920er-Jahren in Amerika und beruht auf dem Reiz-Reaktions-Schema. Dieses geht davon aus, dass auf einen spezifischen Reiz (Stimulus) eine Reaktion folgt. Hiervon ausgehend, bedeutet also Lehren, eine Verhaltensänderung auszulösen, welche beobachtbar und von Dauer ist. Wie das obige Bild schon vermuten lässt, spricht man hierbei auch vom Black-Box-Lernen. Das zentrale Element kann also als "know that" beschrieben werden, denn es zählen nicht die inneren Prozesse, sondern das sichtbare Verhalten. 
In diesem Zusammenhang steht die Konditionierung. In der Schule haben bestimmt schon viele von euch vom Pawlowschen Hund gehört. Der russische Forscher Iwan Petrowitsch Pawlow führte dabei ein Experiment mit einem Hund durch. 






















Auf den Behaviorismus entwickelte sich in den 1960er Jahren der Individualisierte Programmierte Unterricht. Dabei wird der Lernprozess in viele Einzelschritte geteilt. Nach jedem Schritt wird eine Lernzielkontrolle absolviert und der Schüler erhält ein Feedback. Als sogenannte Belohnung - wenn die Lernzielkontrolle positiv abgeschlossen wurde - konnte der nächste Lernschritt begonnen werden. 
Im behavioristischen Ansatz geht es vorrangig um das sogenannte "Auswendiglernen" und das korrekte Reproduzieren von Antworten. 

Kognitivismus









Der Kognitivismus ist eine bewusste Abkehr vom Behaviorismus, welcher in den 1960er Jahren, mit Jean Piaget als zentraler Vertreter, entstand. Lernen ist hierbei ein aktiver Prozess, bei dem die gewonnen Informationen verarbeitet werden müssen. Wissen existiert hier nicht einfach, sondern wird im Gedächtnis gespeichert und wird aus diesem wieder abgerufen. Im Gegensatz zum Behaviorismus, zählen beim Kognitivismus die inneren Prozesse und die Verhaltensänderungen sind Resultate von diesen. Im Vordergrund steht also nicht das "Auswendiglernen", sondern das Lösen von Problemstellungen, wobei es nicht mehr die eine richtige Lösung gibt, sondern wie man so schön sagt: "Der Weg ist das Ziel." Nun steht also das "know how" im Zentrum. 

Konstruktivismus










Der Kontruktivismus bringt einen Paradigmenwechsel in den Lerntheorien mit sich. Vertreter sind der Psychologe Paul Watzlawick, der Biologe Humberto Maturana und der Biophysiker Heinz von Foerster. Im Kontruktivismus gibt es zwei Strömungen:

Der radikale Kontruktivismus geht davon aus, dass keine objektive Realität existiere, wohingegen der gemäßigte Konstruktivismus davon ausgeht, dass die objektive Realität nicht direkt zugänglich ist. 

Im Fokus des Konstruktivismus stehen dabei die inneren Prozesse während des Lernens, der Mensch als Lerner und der soziale Kontext. Zentral sind hierbei die individuellen Entwicklungen der Einzelpersonen. Im Rahmen des Unterrichts sind Fehler ein äußeres Merkmal des Lernprozesses und zeigen Bedürfnisse auf, welche Maßnahmen erfordern. Der Lerner sollte sich mit den Aufgabenstellungen selbstständig und aktiv auseinandersetzen. Die Lehrpersonen agieren nur mehr unterstützend, sollen aber keine eigentlichen Wissensvermittler mehr sein. Da jedoch manche Lerner mit der selbstständigen Lernsituation überfordert sind, wurde das "Instruktionsdesign der zweiten Generation"(ID2) entwickelt. Dieses soll eine Mittlerposition zwischen dem instruktionsorientierten Kognitivismus und dem individualisierten Konstruktivismus einnehmen. Einerseits orientiert sich das Lernen zwar an realen Situationen und Problemen und ist auf die selbstständige Aktivität der Lernenden angewiesen, andererseits wird jedoch auf Instruktionen der Lehrer zurückgegriffen, um die kognitiven Strukturen auszubauen. 
Auf Basis des ID2-Ansatzes hat sich das situierte Lernen entwickelt. Hierbei orientieren sich die Lernkontexte an der Lebenswelt der Lerner. Dies fordert jedoch eine hohe Selbstorganisation und Anwendungsorientierung. Im situierten Lernen ist das Handeln der Schüler oder Lerner innerhalb einer Gruppe von großer Bedeutung, denn diese lernen von den Mitglieder der Gruppe und aus der Interaktion mit diesen. Neben dem Wissenserwerb werden auch Teamfähigkeit und andere soziale Kompetenzen gefördert. Nun steht also das "knowing in action" im Fokus. 

Konnektivismus

By Ibrahim.ID [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons














In unserem digitalen Zeitalter und auch im Umfeld von MOOCs, entwickelte sich der Konnektivismus. Dieser basiert auf dem Kanadier George Siemens, in Anlehnung an den Konstruktivismus. Er geht davon aus, dass der Mensch kein isoliertes Individuum, sondern vernetzt ist. Diese Netzwerke können aus anderen Menschen, aber auch aus nicht-menschlichen Quellen (z.B. Institutionen) bestehen und sind über Knoten geknüpft. Hierbei steht das "know where" im Zentrum. In unserer digitalen Informationsgesellschaft ist es wichtig, dass man weiß, wo man Informationen findet und somit steht besonders die Recherchekompetenz im Vordergrund. Die Lernenden müssen relevante von irrelevanten und aktuelle von nicht-aktuellen Inhalten teilen. Im Zentrum steht deshalb das Schaffen und Pflegen von Wissensnetzwerken (u.a. durch Social Media). Da jeder Lerner individuelle Netzwerke aufbaut, kann man das Erreichen von Lernzielen kaum mehr messen. 


Ich hoffe, ich konnte euch hiermit einen guten Überblick schaffen. Mir persönlich ist ja der Konstruktivismus am sympathischsten, da man auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler eingeht. Allerdings wurde das in meiner Schulzeit nur zum Teil gemacht. Über die Lehrer, welche dies versuchten und sich sichtlich Mühe gaben, bin ich heute noch froh, denn in diesen Fächern habe ich mir auch am Meisten gemerkt - teilweise sogar noch bis heute ;-)

Zuletzt würde ich euch gerne eine Lernstrategie vorstellen:


Das Lerntagebuch 











Das Lerntagebuch hat zwar auch andere Namen wie zum Beispiel Forschungstagebuch, Profiltagebuch, Arbeitsheft, Lernjournal etc., sie bedeuten jedoch alle, dass die schreibenden Personen sich mit ihrem Tun schriftlich auseinandersetzen. Diese privaten Dokumente sind Teil eines Dialoges zwischen Schülern und Lehrern. Die Lehrenden müssen hierbei den Schreibstil der Schüler gelten lassen, denn der sprachliche Stil oder literarische Maßstäbe spielen bei einem Lerntagebuch nur eine geringe Rolle. 
Das Lerntagebuch bietet die Chance, Lernwege zu dokumentieren, Selbsterfahrung und Selbstbeobachtung zu erleben, Lernfortschritte festzustellen und die eigenen Vorgehensweisen zu reflektieren. 
Das Erkennen von Lernfortschritten erzeugt Energie für das Weiterlernen. 
Im Fokus des Lerntagebuches steht der eigenständige Lerner. Damit wird der Blick auf die individuelle Generierung von Lernstrategien gelenkt. 
Lerntagebücher können prinzipiell an allen Schulen und in allen Fächern Verwendung finden, jedoch muss der/die LehrerIn die Art des Tagebuches auf die Klasse abstimmen. 
Abgesehen von der Entwicklung kognitiver Kompetenzen durch das Lerntagebuch, wird auch die schriftliche Ausdrucksweise und die Ordnung der Gedanken verbessert. 

Meine wöchentlichen Blogeinträge sind im Endeffekt auch nichts anderes als Lerntagebücher. Anfangs konnte ich mich nur schwer dazu aufraffen einen Beitrag zu schreiben, doch es wurde mit jedem Mal besser und ich habe gemerkt, dass ich mir die Inhalte viel besser merke, wenn ich darüber schreibe. Also für Schulen und den Unterricht ist es sicherlich ein gutes Werkzeug!

Also dann, bis zum nächsten Mal :-)

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